Treffpunkt
von politischer Bedeutung
Das Berner Volkshaus, gegründet im Jahr 1914, ist ein geschichtsträchtiger Ort von internationaler Bedeutung. Hier diskutierte Lenin über die Weltrevolution, und brillante Denker suchten Wege, das Völkerschlachten des Ersten Weltkriegs zu beenden. 1918 standen aufgebrachte Arbeiterinnen und Arbeiter kurz davor, die Schweizer Revolution auszurufen. Bis heute bleibt das Restaurant Volkshaus 1914 ein Ort der Diskussion und Geselligkeit. Ein besonderes Schmuckstück ist das Gemälde «Der Redner» von Eduard Boss, das den Gewerkschafter und Nationalrat Howard Eugster zeigt und seit langer Zeit das Gebäude schmückt.
Das Volkshaus vor dem Volkshaus
1893
Bevor 1914 das neue Volkshaus an der Berner Zeughausgasse, das heutige «Hotel Bern», eröffnet wurde, stand an dieser Stelle bereits ein anderes Volkshaus. Es war das älteste der Schweiz und wurde 1893 nach mehrjähriger Planung 1893 realisiert – zu einer Zeit, als man beispielsweise in Zürich gerade erst über ein eigenes Volkshaus nachzudenken begann.
Palast aus Dreck und Eisen
1914
1911 wurde das ursprüngliche Volkshaus abgerissen und 1914 als «Palast aus Dreck und Eisen» (Beton) neu errichtet, damals ein Ausrufezeichen der Moderne in einer Museumsstadt aus Sandstein. Die monumentale Jugendstilfassade zeigt den selbstbewussten Anspruch ihrer Erbauer, der Arbeitervereine der Stadt. Mit dem Volkshaus hatten sich die Gewerkschaften nicht nur endlich ein eigenes Haus, mit Kino, Speisesaal, Frauen- und Männerbad geschaffen, sie trieben damit auch die gesellschaftliche Modernisierung der Schweiz voran: Sie forderten den Gesprächsraum nicht nur für sich, sondern für alle.
Die Weltgeschichte zu Besuch
1915
Für europäische Kriegsgegner war die Schweiz um 1915 ein relativ freier Ort. In Bern tummelten sich Exilanten – so auch Wladimir Illjitsch Uljanow, genannt Lenin. Im Februar 1915 versammelte er im neuen Volkshaus die Delegierten der bolschewistischen Auslandsgruppen, die wenig später in Russland die Macht übernahmen. Auch eine internationale sozialistische Frauen- und Jugendkonferenz fand in diesem ersten Betriebsjahr statt. Im September kehrte zum dritten Mal in diesem Jahr Weltgeschichte im Volkshaus ein: Wieder versammelten sich Sozialist:innen aus den miteinander Krieg führenden Ländern an der Zeughausgasse, darunter auch Lenin.
Vom Generalstreik zur Nachlassstundung
1941
Das grosse Gebäude wurde schnell zum Zentrum linker Versammlungen, Konferenzen und Mobilisierungen. Das «Aktionskomitee Olten» rief 1918 im Volkshaus zum Proteststreik auf, der später zu einem landesweiten Generalstreik führte. Auch die Arbeiterbewegung hatte hier ihre Büros. Neben einer Bibliothek und einem «Volkskino» gab es um 1919 auch eine Volksbadeanstalt, zwei Restaurants, einen Friseurladen und ein Schuhgeschäft. Einige Betriebe brachten der AG jedoch zu wenig ein, was ab 1936 zu finanziellen Verlusten führte.
1940 beantragte die Volkshaus AG ein Nachlassverfahren, die Gläubiger setzten eine Sanierungskommission ein. Knapp am Konkurs vorbei wurde das Kapital auf Null abgeschrieben und eine neue AG gegründet, in die Anfang 1945 über ein Dutzend Berner Gewerkschaften, die linke Unionsdruckerei und die Einwohnergemeinde neues Kapital in der Höhe von 214’000 Franken einbrachten. Gegen Ende des Krieges ging es aufwärts, die neue Volkshaus AG erwirtschaftete steigende Gewinne.
Blut- und Leberwürste, Schildkrötensuppe
1944
Das Volkshaus war ein Arbeiterlokal, in dem sich in den 1920er Jahren Menschen mit geringem Einkommen zum Essen trafen. Bald wurde es aber auch kritisiert, zu teuer und nur für Bessergestellte zu sein. «Volkshäuser müssen Volkspreise besitzen. Volkshäuser sollen dem einfachen Bürger ein schmackhaftes Essen und ein angenehmes, komfortables Hotelzimmer zu bescheidenen Preisen bieten», hiess es im Jahresbericht 1947. Im vierten Jahr des Zweiten Weltkriegs und der eidgenössischen Lebensmittelrationierung tafelte man dort jedoch keineswegs armselig. Sogar echte Schildkrötensuppe war im Angebot.
Auskernung und Neubau
1981
Das Volkshaus war um seinen 50. Geburtstag wirtschaftlich konsolidiert, viele Gewerkschaften waren ausgezogen. Deshalb wurde modernisiert: 1972 wurde der Bäderbetrieb eingestellt. 1974 pachtete die Volkshaus AG das benachbarte «Hotel Continental», um Zimmer mit eigenem Bad anzubieten. Ende der Siebzigerjahre wagte man einen Neuanfang: Das Volkshaus von 1914 wurde abgerissen, ausser der Monumentalfassade zur Zeughausgasse und dem Erkerbau über dem Schützengässchen. Dahinter entstand ein neues Haus. Die Generalversammlung beschloss, es «Hotel Bern» zu nennen und auf Viersterne-Standard auszubauen.
Das Volkshaus Bern im Jubiläumsjahr
2014
Wurde der Name Volkshaus 1981 in Hotel Bern umbenannt, so besann man sich 2013 wieder auf seine Wurzeln und eröffnete nach einer 53-tägigen Umbauphase am 23. August das Restaurant Volkshaus 1914, Restaurant und Bar. Der neugewählte Name blickt auf eine 100-jährige Vergangenheit zurück. Der Jugendstil der Fassade wurde zeitgenössisch im Inneren des Restaurants wiedergegeben – eine gelungene Fusion von Tradition und Moderne. Als besonderes Bijou gilt das von Eduard Boss gemalte Bild «Der Redner». Es ist das einzige Bild, das den 100. Geburtstag des Volkshauses erlebte und stummer Zeuge einer bewegten Zeit.
Aufwändiger Umbau
2018–2020
In den Jahren 2018 bis 2020 wurde das Gebäude aufwändig umgebaut und in ein exklusives Boutique-Hotel verwandelt. Mit viel Liebe zum Detail wurden hochwertige Seminarräume geschaffen, die Funktionalität und Ästhetik vereinen. Zudem entstand die einzigartige Attika-Bar mit ihrem atemberaubenden Ausblick.
Heute
2024
Das Hotel Bern ist heute eines der beliebtesten Hotels in Bern, sowohl bei Privatgästen als auch bei Seminarteilnehmenden. Es verbindet Tradition und Moderne mit erstklassigem Service und ist für die Zukunft bestens gerüstet.